Kastanienselve im Salzgäb
Das Gebiet "Salzgäb" liegt westlich und oberhalb von Mörel auf einer Höhe von 850 bis 900 m ü. M. Landwirtschaftlich wird das Gebiet traditionell und eher extensiv genutzt. Auf Grund dieser Bewirtschaftung haben sich hier artenreiche Wiesen und Halbtrockenweiden erhalten, die für denLebensraum für Vögeln, Schmetterlingen und Insekten wichtig sind.
Neben der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird der westliche Teil des "Salzgäbs" geprägt von Trocken- und Steppenwiesen. Diese artenreichen Biotope gehören zu den bedrohten Lebensräumen. Durchsetzt ist diese Gebiet von einem lichten Laubmischwald, der ein wichtiger Lebensraum für Orchideen, eine Vielzahl von Insekten, die Felsenschwalbe, die Zippammer und Dorngrasmücke sowie für den Segelfalter und den Grossen Apollo ist.
Der westliche Teil vom "Salzgäb" ist ein beachtliches Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung. Bedingt durch seine Lage in einem Felsturzgebiet und wegen der unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutzung, weist es einen grossen Reichtum an kleinräumigen Landschaftselementen auf. Grosse Felsblöcke, alte Ackerterrassen, Hecken, Hochstammobstbäume, Mähwiesen und Weiden - und seit 2005 die Kastanienselve - bilden ein harmonisches Nebeneinander.
Die Kastanienkultur hat in der Gegend von Mörel und Filet eine lange Tradition. Die Ortsbezeichnung "Cheschteholz" in Filet weist darauf hin.
An diese Tradtition knüpfte vermutlich die Burgerversammlung vom 2. Mai 1870 an. Sie beschloss nämlich, dass die "Bildernehalte" womöglich in Weinberge und das "Salzgäb" in einen Kastanienwald umgewandelt werden. Zur Entwicklung der Kastanienselve im "Salzgäb" fehlen weitere schriftliche Quellen. Die Kastanienkultur wird bis nach dem zweiten Weltkrieg ihre Bedeutung erhalten haben. Später verwilderte sie und ein prägendes Landschaftsbild ging verloren. Heute gibt es auf dem Territorium der Gemeinde Mörel-Filet über 200 Kastanienbäume, meist einzeln stehend und mit teils bemerkenswertem Alter, die von der einstigen Kastanienkultur zeugen.
Seit einigen Jahren gibt es in der Schweiz so etwas wie eine Wiederentdeckung der Kultur der Edelkastanie. In diese Bestrebungen reiht sich auch das Projekt der Kastanienselve im "Salzgäb" ein. Für die Rekultivierung musste in der Kernzone von etwa 2 ha sämtliche Baum- und Strauchvegetation gefällt und mit dem Wurzelwerk entfernt werden. Gepflanzt wurde nach der nötigen Rekultivierung im Frühjahr 2005. Vorherrschend bei den 120 Bäumchen ist die standortgerechte Kastanie "Marrone Vitterbo", dazu kommen noch einheimische, selbst gezogene Bäumchen und drei andere Edelkastaniensorten.
Der landwirtschaftliche Boden, der über den wieder hergestellten Trockenmauern angelegt wurde, wird in einer Kombination aus Grasschnitt und Beweidung bewirtschaftet.
Die Kastanienselve im "Salzgäb" bringt eine ökologische Aufwertung des landschaftlich sehr interessanten Gebietes und hat eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Tourismus mit Themenwegen und gastronomischen Angeboten.
Abgerundet wird das Projekt von einer ständigen Ausstellung im Erdgeschoss des de Sepibus Hauses neben der Pfarrkirche Mörel und in einem Begegnungszentrum im östlichen "Salzgäb", wo mit viel Sachverstand und handwerklichem Können eine frühere Stallscheune mit Anbau umgebaut wurde. Eine dreistufige Pergola vor dem Stall erinnert an den damaligen Burgerbeschluss und vermittelt zusammen mit der Kastanienselve einen Hauch von Südschweiz.
Regelmässig geführte Wanderungen zur und durch die Selve werden angeboten, zudem können auf Anfrage auch separate Führungen durchgeführt werden. Information unter: http://www.cheschtene-zunft.ch